Ist Schokolade zu teuer – oder nicht teuer genug?
Das ist eine Frage, die immer öfter auftaucht, weil immer mehr Leute sich Gedanken darüber machen, wo ihre Leckereien eigentlich herkommen. Und die Wahrheit? Die meisten von uns zahlen nicht annähernd genug, um den echten Preis von Schokolade zu decken – vor allem für diejenigen, die das Ganze erst möglich machen: die Kakaobauern. Ein fairer Preis für Schokolade ist ein Preis, der den Kakaobauern einen nachhaltigen Lebensunterhalt sichert, die Produktionskosten deckt und umweltbewusste Anbaumethoden unterstützt. Warum ist das bei den meisten Schokoladen nicht der Fall? Und sollten wir dafür bezahlen?
Bei The Cocoa Circle finden wir es wichtig, die Verpackung wegzulassen und dir zu zeigen, was wirklich drin ist.
Der wahre Preis für Schokolade
Wenn du eine Tafel Schokolade kaufst – egal ob im Laden um die Ecke oder bei einem Gourmet-Chocolatier – bezahlst du mehr als nur den Geschmack. Du bezahlst zwar für die Zutaten, aber auch für die Zeit, die Verpackung, das Branding, das Marketing, den Versand und eine ganze Reihe anderer versteckter Kosten. Irgendwo in dieser langen und komplizierten Lieferkette – oft Tausende von Kilometern entfernt von den polierten Regalen, in denen du deine Tafel Schokolade gekauft hast – gibt es einen Kakaobauern. Und hier ist die bittere Wahrheit: Er bekommt nur den kleinsten Teil des Kuchens.
In den meisten herkömmlichen Lieferketten für Schokolade kriegen die Kakaobauern weniger als 6 % vom Endverkaufspreis einer Tafel Schokolade. Um das mal zu verdeutlichen: Wenn du 3 € für eine Tafel Schokolade ausgibst, kriegt derjenige, der den Hauptbestandteil – die Kakaobohnen – angebaut hat, vielleicht weniger als 0,18 €. Das ist nicht nur unfair, sondern auch nicht nachhaltig.
Warum ist der Unterschied so groß?
Es fängt damit an, wie Kakao gehandelt wird. Die meisten Kakaobohnen werden als Massengut auf globalen Märkten verkauft, wo die Preise eher durch Spekulationen als durch Nachhaltigkeit bestimmt werden. Die Bauern haben kaum oder gar keine Verhandlungsmacht und verkaufen ihre Ernte oft an Zwischenhändler zu dem Preis, der gerade angeboten wird – egal, wie viel sie sie angebaut hat.
Während die Bohnen von ihrem Ursprungsort zur Verarbeitung und zum Vertrieb transportiert werden, steigt ihr Wert – aber nicht zugunsten der Bauern. Transportkosten, Lagerung, Röstung, Mahlung, Veredelung und schließlich die Verarbeitung des Kakaos zu der glatten, glänzenden Tafel, die du auspackst – all das verursacht Kosten. Und in jeder Phase verdient jemand anderes daran.
Branding und Marketing können die Preise noch weiter in die Höhe treiben. Eine Premium-Schokoladentafel in einem Boutique-Laden kann 5, 7 Euro oder mehr kosten. Aber wenn das Unternehmen nicht direkt in ethische Beschaffung investiert und Aufschläge für fairen Handel oder mehr als fairen Handel zahlt, kommt der Preisanstieg oft nicht bei den Leuten an, die den Kakao angebaut haben.
Leider bedeuten niedrige Kakaopreise, dass viele Kakaobauern unterhalb der Armutsgrenze leben.
Also, was ist ein fairer Preis für Kakao?
Ein fairer Preis für Kakao ist ein Preis, der den Bauern ein gutes Leben ermöglicht, die echten Produktionskosten deckt und umweltfreundliche Praktiken unterstützt. Wie Smith in einer Analyse von 2015 (über ResearchGate) feststellte, werden bei den üblichen Schokoladenpreisen die ökologischen und sozialen Kosten oft nicht berücksichtigt.
In der Praxis bedeutet ein fairer Preis normalerweise einen Aufschlag von etwa 200 bis 300 Euro pro Tonne über dem Marktpreis. Dieses zusätzliche Geld hilft dabei, wichtige Projekte in den Gemeinden wie Bildung, Gesundheitsversorgung und Infrastruktur in den Kakaoanbaugebieten zu finanzieren. Außerdem wird damit klimafreundliche Landwirtschaft wie Agroforstwirtschaft unterstützt, damit auch zukünftige Generationen weiterhin nachhaltig Kakao anbauen können.
Bei The Cocoa Circle haben wir selbst gesehen, wie das funktioniert. Farmen wie Finca Cacayo und La Campesina del Cacao nutzen diese Prämien, um bessere Trocknungsanlagen zu bauen, Baumschulen einzurichten, die Artenvielfalt zu schützen und von Frauen geführte Genossenschaften zu stärken. Wir können es kaum erwarten, in Zukunft noch mehr dazu beizutragen, um faire Preise für Schokolade und Kakao sicherzustellen.
Was macht dann einen fairen Preis für Schokolade aus?
Ein Bericht der True Price Initiative aus dem Jahr 2016 hat die externen Kosten der Kakaoproduktion analysiert und herausgefunden, dass der durchschnittliche Verkaufspreis einer normalen 100-g-Tafel Schokolade bei etwa 1,20 € liegt. Wenn man aber die externen Kosten für den Anbau, den Transport und die Verarbeitung von Kakao mit einrechnet – die auf etwa 0,40 € pro Tafel geschätzt werden –, steigt der „wahre Preis” auf etwa 1,60 €. In dieser Zahl sind andere Zutaten wie Zucker und Milch nicht enthalten.
Wenn man ähnliche externe Kosten für diese zusätzlichen Zutaten mit einrechnet, könnte der echte Gesamtpreis für eine Tafel Schokolade bei etwa 2 € liegen. Und da sind Gebühren wie Marketing und Gewinnmargen noch nicht mal mit eingerechnet. Nehmen wir also mal an, dass Marketing und Gewinn mindestens 2 € ausmachen, dann müsste der Preis für Schokolade mindestens 4 € pro 100 g betragen, um den Bauern ein faires Einkommen zu sichern.
Für uns sollte ein fairer Preis für Schokolade Folgendes zeigen:
- Die Qualität der Zutaten: Denk an Kakao aus einer einzigen Herkunft, hochwertig und mit klaren Inhaltsstoffen.
- Die Handwerkskunst: Von der sorgfältigen Fermentierung über die Röstung in kleinen Chargen bis hin zur handwerklichen Veredelung
- Die Ethik: Fairer Handel, direkter Handel und transparente Beschaffung
Handgemachte Schokolade kostet oft zwischen 7 € und 15 € pro 100 g, manchmal sogar noch mehr. Das sind nicht nur Gourmetpreise, sondern Preise, die die Sorgfalt, Komplexität und Ethik hinter der Tafel widerspiegeln.
Aber hier ist der springende Punkt: Selbst dann macht es nur einen Unterschied, wenn der Landwirt tatsächlich einen fairen Anteil an diesem Preis erhält.
Die Milliardenfrage: Wer verdient wirklich an Schokolade?
Lass uns mal einen Schritt zurückgehen. Die globale Schokoladenindustrie ist über 100 Milliarden Euro wert, und einige der größten Marken der Welt machen jedes Jahr Rekordgewinne. Die Regale in den Supermärkten sind voll mit glänzenden Verpackungen, coolen Werbekampagnen und „Premium“-Tafeln, die einen intensiven Geschmack versprechen.
Aber unter der glänzenden Oberfläche stimmt irgendwas nicht.
Laut Oxfam verdienen Schokoladenfirmen Milliarden, während die Kakaobauern, die den Hauptbestandteil anbauen, ganz unten in der Wertschöpfungskette hängen. Die meisten Kakaobauern verdienen weniger als 2 Euro am Tag, was weit unter der Armutsgrenze liegt. Die Schokoladenriesen hingegen haben Gewinnspannen von 15 bis 20 % oder mehr, und Einzelhändler verdienen oft mehr mit einer Tafel Schokolade als ein Bauer in einer ganzen Woche Arbeit.
Die nackte Wahrheit ist:
Bauern kriegen nur 6 % (oder weniger) vom Endpreis einer normalen Tafel Schokolade.
Einzelhändler und Marken? Die kriegen bis zu 70 %.
Sogar Händler und Verarbeiter verdienen pro Kilo mehr als die Leute, die die Bohnen anbauen.
Also, wer verdient an Schokolade? Die Antwort ist klar: Marken, Einzelhändler und Aktionäre – nicht die Bauern.
Bis das System wieder fairer wird – also die Bauern genug verdienen, um davon leben zu können, und einen fairen Anteil am Wert bekommen –, wird der süße Erfolg der Schokolade weiter auf bitterer Ungleichheit basieren.
DAS GANZE BILD BETRACHTEN
Ein wirklich fairer Preis für Schokolade muss die ganze Lieferkette berücksichtigen. Das heißt, die Bauern müssen deutlich mehr als die üblichen Rohstoffpreise bekommen und transparente Beschaffungs- und ethische Produktionspraktiken anwenden. Außerdem sollten Marken nicht nur behaupten, dass ihnen das wichtig ist, sondern aktiv in Nachhaltigkeit und die Gemeinschaft investieren und Verbraucher unterstützen, die gut informiert, selbstbestimmt und stolz auf ihre Entscheidungen sind.
Bei The Cocoa Circle nennen wir das „den Kreis schließen“. Wenn jeder in der Kette geschätzt, respektiert und unterstützt wird, läuft das ganze System super.
Warum wir da sind
Bei The Cocoa Circle geht’s uns nicht darum, Checklisten abzuarbeiten oder vage Versprechungen zu machen.
Wir sind da, weil das aktuelle System nicht funktioniert. Wir glauben an ein neues Modell, in dem Schokolade nicht auf Kosten von Ausbeutung hergestellt wird. In dem Bauern fair bezahlt, als Fachleute anerkannt und in ihrer Entwicklung unterstützt werden. In dem Kakao eine Brücke zwischen Kulturen ist und keine Barriere zwischen Profit und Armut.
Unsere Mission ist einfach, aber stark: Wir wollen den Kreis schließen. Wir wollen den Menschen am Anfang der Lieferkette was zurückgeben.
Wir wollen Kakao-Fans dazu bringen, sich für bessere Produkte zu entscheiden. Wir wollen eine Community aufbauen, in der jedes selbstgemachte Rezept, jede Schokoladentafel und jede geteilte Geschichte für mehr Fairness, Freude und Veränderung sorgt. Denn wir verkaufen nicht nur Kakao. Wir stehen dafür.
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